Name | Bernhard Kohn | |
Geboren | 1812 | Hohenems, Vorarlberg, Österreich |
Geschlecht | männlich | |
Emigration | um 1830 | |
Emigration | um 1830 | Mexiko |
Event | um 1830 | |
Schiffbruch auf dem Weg nach Brasilien | ||
Occupation/Beruf | von um 1830 bis um 1835 | Mexiko |
Goldgräber | ||
Emigration | nach 1830 | Australien |
Emigration | 1835 | Kassala, Sudan |
Occupation/Beruf | von um 1835 | Kassala, Sudan |
Kolonialwarenhändler, Tierhändler | ||
Lebenslauf | Bernhard Kohn wurde 1812 in Hohenems geboren. Dies geht jedenfalls aus dem Nachruf hervor, der am 14. November 1884 in verschiedenen Zeitungen erschien, so in der jüdischen Zeitschrift "Die Neuzeit" in Wien, oder der Laibacher Zeitung. Als achtzehnjähriger wollte Bernhard Kohn nach Brasilien emigrieren. Doch das Schiff, mit dem er fuhr, erlitt Schiffbruch. Statt in Brasilien landete Bernhard Kohn mit einem englischen Schiff, das ihn aufnahm, in Mexiko, wo er sich als Goldgräber betätigte. Über Australien kam er 1835 schließlich nach Kassala im Sudan, wo er sich als Kolonialwarenhändler und schließlich als Tierhändler etablierte. Seine anfänglich Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen italienischen Tierhändler Lorenzo Casanova brachte ihn auch in Kontakt mit dem Zoo-Unternehmer Carl Hagenbeck in Hamburg, der nicht nur in seinem eigenen zoologischen Garten, sondern auch auf Roadshows seine Menagerie vermarktete. Carl Hagenbeck schreibt in seiner Autobiographie davon, 1867 erstmals Giraffen und einen Elephanten von Bernhard Kohn aus dem Sudan über Triest geliefert bekommen zu haben, eine Zusammenarbeit die sich in den nächsten Jahren intensivierte. Zu Hagenbecks Attraktionen gehörte ab 1875 auch die Zurschaustellung von Menschen. Nachdem die erste "Völkerschau" einer Gruppe von Lappländern gewidmet war, sollte die Völkerschau 1876 alle bisherigen Maßstäbe brechen. Hagenbeck beauftragte Bernhard Kohn, "interessante Eingeborene" aus dem Sudan zu beschaffen, samt Tieren, Zelten, Haus- und Jagdgeräten. Die "nubische Karawane" wurde zum durchschlagenden Erfolg. "Carl Hagenbeck's Thierkarawane aus Nubien", von Bernard Cohn beliefert, zog in Hamburg, Düsseldorf, Breslau und Paris täglich tausende von Menschen an. 1877-78 organisierte Bernhard Kohn für Hagenbeck eine weitere "Nubische Karawane" nach Hamburg, Berlin, Dresden, Frankfurt und London. Hagenbeck selbst schilderte die "nubische Karawane", die auf die Präsentation der Lappländer folgte, wie einen Triumphzug: "Dieser erste Versuch einer anthropologisch-zoologischen Ausstellung hatte mich vieles gelehrt. Der Anfang war gemacht, und ich hatte die feste Überzeugung, daß derartige Völkerschauen mit ihrem großen belehrenden Wert Anklang beim Publikum finden würden. In Gedanken hielt ich Umschau, und meine Geschäftsverbindungen brachten es mit sich, daß ich vom Polarkreis direkt in den sonnigen Süden sprang und meinen damaligen Reisenden in Nubien, namens Kohn, beauftragte, zum nächsten Transport eine Anzahl von Eingeborenen samt ihren Dromedaren, Haus- und Jagdgerätschaften anzuwerben. Diesmal wollte ich ein Bild aus dem ägyptischen Sudan zeigen. Im Juni trafen über Triest kommend die Nubier mit einer außerordentlich reichhaltigen ethnographischen Sammlung und mit vielen Haustieren in Hamburg ein. Riesige schwarze Dromedare und herrliche Waffen besaßen diese riesenhaften Hamraner Jäger, deren jüngster über sechs Fuß maß und in europäischen Frauenherzen mancherlei Verwirrungen anrichtete. In der Truppe befand sich auch die erste Nubierin, die Europa betrat. Hadjidje war ihr Name. Die Gäste boten, wo sie hinkamen, eine Sensation ersten Ranges. In Breslau z.B. kam ich auf die Idee, meine Nubier im pompösen Kriegsschmuck ihrer Waffen, Felle und Federn in den vornehmsten Equipagen durch die Stadt fahren zu lassen. Im ersten Wagen saßen Dr. Schlegel, der Direktor des Zoo, ich selbst und die schöne Hadjidje. Neben jedem Kutscher thronte in finsterer Majestät ein sudanesischer Krieger mit ragender Lanze. Zehn Wagen fuhren hintereinander. Unterwegs kehrte man im größten Kaffeehaus der Stadt ein, das sich sofort bis in die entferntesten Winkel mit neugierigen Besuchern füllte. Ergebnis dieses Umzuges: Dreißigtausend Ausstellungsbesucher am ersten Tag!" (Hagenbeck 1967, S. 47f.) Dass die Hagenbecks auch zwischen ihrem Lieferanten und der von ihm gelieferten Ware nicht immer einen klaren Unterschied machten, zeigt eine kleine Episode in John Hagenbecks und Victor Ottmanns Buch "Südasiatische Fahrten und Abenteuer" (Dresden 1924), in dem davon die Rede ist, wie Carl Hagenbeck einem kleinen Elefantenjungen "wegen seiner Possierlichkeit den Namen 'der kleine Kohn'" verliehen habe. (S. 57) Die Umstände von Berhard Kohns Tod liegen im Dunkeln. Laut der Zeitschrift "Die Neuzeit" starb er am 1. August 1884 in Kassala im Sudan. Anderen Quellen zur Folge sei er während des islamischen Mahdisten-Aufstandes gegen die ägyptische und später britische Herrschaft im Sudan zu Tode gekommen. (Velhagen & Klasings Monatshefte, 1923, Nr. 38, S. 195) | |
Gestorben | 01 Aug 1884 | Kassala, Sudan |
Notizen |
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Personen-Kennung | I15817 | Hohenemser Genealogie | Hohenemser Recherche |
Zuletzt bearbeitet am | 17 Feb 2013 |
Ereignis-Karte |
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Pin-Bedeutungen | : Adresse : Ortsteil : Ort : Region : (Bundes-)Staat/-Land : Land : Nicht festgelegt |
Fotos | möglicherweise Bernhard Kohn
Darstellung in "Die Gartenlaube", 1876, 844 möglicherweise Bernhard Kohn Darstellung in "Die Gartenlaube", 1876, 844 |
Dokumente | Nekrolog auf Bernhard Kohn Nekrolog auf Bernhard Kohn, Die Neuzeit, Wien, 14.11.1884 | |
Darstellung der "Afrikanischen Thier-Expedition",
in: Die Gartenlaube, 1876, 844 Darstellung der "Afrikanischen Thier-Expedition", in: Die Gartenlaube, 1876, 844. Sie stellt vermutlich den Beginn von Hagenbecks "Nubischer Thier-Karawane" dar, für die Bernhard Kohn als Einkäufer und Organisator fungierte. Ob Bernhard Kohn in diesem Bild selbst dargestellt sein soll, ist nicht bekannt. |