Name | Moritz Federmann | |
Geboren | 15 Aug 1840 | Vseruby (Wscherau), Tschechien |
Geschlecht | männlich | |
Immigration | 1862 | Hohenems, Vorarlberg, Österreich |
Occupation/Beruf | Hohenems, Vorarlberg, Österreich | |
Mitglied im Gemeindevorstand, Synagogenchor, Gesangsverein "Frohsinn", Österreichischer Alpenverein (Bezirk Hohenems), Landesmuseumsverein. | ||
Occupation/Beruf | 1862-1913 | Hohenems, Vorarlberg, Österreich |
Lehrer, Schulleiter | ||
Lebenslauf | Moritz Federmann wurde am 15. August 1840 in Vseruby (Wscherau) in Böhmen geboren. Er absolviert die Lehrerbildungsanstalt in Teschen und tritt dort 1858 eine erste Stelle an der Israelitischen Schule an. 1862 wird er als Lehrer der Jüdischen Schule in Hohenems eingestellt, die 1851 zu einer "Höheren Bürgerschule" aufgewertet wurde. Unterrichtet wurden neben den klassischen Fächern Deutsch und Rechnen auch Französisch und Italienisch, Buchhaltung und Wirtschaft, Geschichte und Geographie, und natürlich Hebräisch und Religion. Mehrsprachigkeit war selbstverständlich. Moritz Federmann sollte 51 Jahre in Hohenems unterrichten, bald als Oberlehrer und Leiter der Schule. In der Jüdischen Gemeinde versah der Junggeselle zahllose Ehrenämter, aber auch in Organisationen wie dem österreichischen Alpenverein. Mit ihm sollte die Schule ihren guten Ruf im Land viele Jahre behaupten. Die Schulinspektoren — meist katholische Geistliche — stellten der Schule durchwegs das beste Zeugnis aus. Diese Umstände führten dazu, dass an der Schule auch viele nichtjüdische Lehrer unterrichteten, vor allem aber dazu, dass auch viele nicht-jüdische Kinder die Schule besuchten, ein weithin einmaliges Beispiel im 19. Jahrhundert. Zwischen 1861 und 1896 besuchten insgesamt 134 katholische (darunter 28 Mädchen) und 108 evangelische Schüler (darunter 63 Mädchen) die Schule. Dieser Erfolg änderte nichts daran, dass dieses liberale Projekt schließlich vor dem Ersten Weltkrieg scheitern musste. Der Vorarlberger Landtag verbot katholischen Kindern 1896 den Besuch der Schule, der christlichsoziale Antisemitismus war auf dem Vormarsch. Dennoch wurde Moritz Federmann 1904 mit dem silbernen Verdientskreuz mit der Krone vom Kaiser augezeichnet. Die "Vorarlberger Landeszeitung" berichtete am 23. April 1904 in hymnischen Tönen von diesem Ereignis: „Ein zahlreiches und vornehmes Publikum aus Hohenems und Umgebung hatte sich zu dem festlichen Akte eingefunden. Nach Vortrag eines Liedes durch den Synagogenchor hielt Herr k.k. Bezirkshauptmann von Ziegau eine ehrenvolle Ansprache an Herrn Oberlehrer Federmann, in der er dessen Verdienste in eingehender Weise würdigte und heftete ihm sodann das Verdienstkreuz an die Brust. Herr Oberlehrer Federmann dankte tiefgerührt für die Auszeichnung durch Se. Majestät den Kaiser, der selbst das edelste Vorbild der Pflichttreue sei und schloss mit einem begeistert aufgenommenen ‚Hoch!’ auf den Kaiser, an das sich die Absingung der Volkshymne schloss. Sodann hielt Herr Bezirksschulinspektor Ender eine sehr ehrenvolle Ansprache an den Gefeierten, den er als trefflichen Lehrer, Erzieher und Bürger würdigte. Herr k.k. Statthaltereirat Graf Schaffgotsch sprach hierauf herzliche, anerkennende Worte namens des k.k. Landschulrates, Herr Rabbiner Dr. Tänzer feierte den Jubilar auch namens des Lehrkörpers, worauf der jüngste Schüler, der kleine Paul Tänzer, folgendes Gedicht in ausgezeichneter Weise vortrug: Wenn auch der kleinste der Schüler ich bin Hab’ doch gar Grosses ich heute im Sinn. Da unserm lieben Herrn Lehrer ich sage, Von der Schüler Freude an seinem Ehrentage. Der Kaiser, der immer so gerne beglückt. Hat heute unsern Herrn Lehrer geschmückt, Und glücklich sind darum wir Kinder gar sehr, Denn einen Lehrer wie unsern gibt’s doch nimmermehr. Und dass in Gnade der liebe Gott walte Und uns den geliebten Lehrer erhalte, Darauf ruf’ ich so laut ich kann: ‚Hoch lebe unser Herr Federmann!’ (...)“ In der schon seit 1860 durch Abwanderung schrumpfenden jüdischen Gemeinde nahm auch die Zahl der jüdischen Schülerinnen und Schüler stetig ab. 1913 musste die Schule daher geschlossen werden. Moritz Federmann starb drei Jahre später, im Jahr 1916. | |
Gestorben | 14 Dez 1916 | Hohenems, Vorarlberg, Österreich |
Begraben | Jüdischer Friedhof, Hohenems, Vorarlberg, Österreich | |
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Personen-Kennung | I0431 | Hohenemser Genealogie | Hohenemser Nachkommen, Hohenemser Recherche |
Zuletzt bearbeitet am | 15 Jun 2021 |
Vater | Salomon Federmann, geb. 1813, Libochovice (Libochovits), Tschechien , gest. 14 Mai 1879, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien (Alter 66 Jahre) | |
Mutter | Anna (Amalie) Hübscher, geb. 1820, Vseruby (Wscherau), Tschechien , gest. 15 Dez 1875, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien (Alter 55 Jahre) | |
Notizen |
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Familien-Kennung | F30745 | Familienblatt |
Ereignis-Karte |
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Pin-Bedeutungen | : Adresse : Ortsteil : Ort : Region : (Bundes-)Staat/-Land : Land : Nicht festgelegt |
Fotos | Moritz Federmann, um 1905 Schulleiter Moritz Federmann Hohenems, um 1905 | |
Moritz Federmann Moritz Federmann | ||
Moritz Federmann (1.Reihe links), um 1900 Moritz Federmann (1.Reihe links) und Mitglieder des Hohenemser Synagogenchors. Hinten links Theodor Weirather, der christliche Organist, um 1900 | ||
Dekorierung von Moritz Federmann, 1904 Dekorierung von Moritz Federmann, 22. März 1904 Festgesellschaft vor dem Jüdischen Schulhaus | ||
Die Mitglieder des Hohenemser Gesangsvereins "Frohsinn", um 1865 Die Mitglieder des Hohenemser Gesangsvereins "Frohsinn", um 1865 hintere Reihe v.l.n.r.: Michael Menz, Jakob Schwarz, Friedrich Rosenthal; mittlere Reihe v.l.n.r.: Jakob Nördlinger, J. Hirschfeld, Leopold Reichenbach, Josef Steinbach, Maximilian Pollaczek (Oberlehrer), Moritz Federmann (Lehrer), Nathan Brentano; vordere Reihe v.l.n.r.: Emil Fränkel (Kantor), Bernhard Mayer, Josef Löwenberg, Leopold Fehl (Lehrer), Heinrich Wohlgenannt | ||
Moritz Federmann Moritz Federmann Ausschnitt einer Gruppenaufnahme des Hohenemser Synagogenchor und Gesangsvereins "Frohsinn", um 1865 |
Dokumente | Ausschreibung der vakanten Lehrerstelle in Hohenems Ausschreibung der vakanten Lehrerstelle in Hohenems Allgemeine Zeitung des Judentums 25.Jg Nr. 47, 12.11.1861 |
Fotos von Grabsteinen | Federmann Moritz Standort: Sektor B, Reihe 8, Grab 24 Beschreibung: Tiefe, rundbogige Stele auf hohem Sockel. Die Stele ist glatt, nur im oberen Drittel befindet sich ein nischenartiger Einschnitt mit einer Urne und einem Feston darüber hängend. Die Urne steht etwas erhöht, links und rechts Laibung der Nische (des Bogens) bis zur Höhe des Urnendeckels Zickzackfries. Darunter auf der Platte die deutsche Inschrift. Auf dem Sockel findet sich ein Relief aus Rosetten, Bänderung (lokalaugenschein) Blickrichtung O |
Grabinschriften | Federmann Moritz Dem verdienstvollen langjährigen Oberlehrer MORITZ FEDERMANN geboren 15. August 1840 gestorben 14. Dezember 1916 Die israelitische Kultusgemeinde |