Nahida Ruth Remy (geb. Sturmhöfel)

Nahida Ruth Remy (geb. Sturmhöfel)

weiblich 1849 - 1928  (78 Jahre)

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  • Name Nahida Ruth Remy (geb. Sturmhöfel) 
    Geboren 03 Feb 1849  Berlin, Berlin, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht weiblich 
    Lebenslauf Nahida Ruth Lazarus wurde am 3. Februar 1849 als uneheliches Kind der Schriftstellerin Nahida Sturmhoefel und des Kunsthistorikers Max Schasler geboren. Die Beziehung der Eltern scheiterte noch vor ihrer Geburt. Max Schasler musste als Revolutionär Berlin 1849 verlassen. Mit der Mutter lebte das Kind in Frankreich, Italien und Sizilien und kehrte 1864 nach Deutschland zurück.
    Nahida wurde Schauspielerin und erhielt 1866 ein erstes Engagement in Breslau. Nach einem Jahr Tätigkeit als Lehrererin und einem weiteren Bühnenengagement in Warmbrunn kehrte sie nach Berlin zurück und lebte hier als freie Schriftstellerin. Sie schrieb Artikel für die Vossische Zeitung, die Montagszeitung, Westermann's Monatshefte und andere Zeitschriften, veröffentlichte Theaterstücke und Romane. Ihr erstes Theaterstück "Die Rechnung ohne den Wort" wurde 1870 am Burgtheater aufgeführt.
    Durch ihre Theaterarbeit lernte sie den Kunst- und Theaterkritiker Max Remy kennen, mit dem sie bis zu seinem Tode im Jahre 1881 verheiratet war.
    1882, kurz nach dem Tod von Nahidas erstem Ehemann, lernte sie Moritz Lazarus kennen. Auf Anregung des jüdischen Gelehrten, dessen Lehre von der „Völkerpsychologie“ damals Aufsehen erregte, lernte Nahida hebräisch, und veröffentlichte 1892 ihr erfolgreiches Buch „Das jüdische Weib“. Ein Jahr später folgten die „Culturstudien über das Judentum“. Diese Bücher und unzählige Vorträge in vielen Ländern Europas machten die Schauspielerin, Dramatikerin und Journalistin weithin bekannt. Als Moritz Lazarus’ langjährige Lebensgefährtin Sara Lebenheim 1894 starb, beschlossen Nahida Remy und Moritz Lazarus zu heiraten. Am 12. Februar notierte Nahida in ihrem Tagebuch: „Ich treibe jetzt wieder ein wenig hebräisch, um mich wieder hineinzuleben.“ Hebräischkenntnisse musste sie vor dem Beit Din, dem Rabbinatsgericht in Freiburg, wo Konversion und Heirat schließlich erfolgte, aber nicht nachweisen. Rabbiner, Dr. Adolf Lewin beließ es bei dem einfachen Bekenntnis, das sie schriftlich formulierte. „Entgegen der herrschenden Glaubenslehren habe ich Herz und Verstand nie zu einem theilbaren Gott, zu einem Gott mit Nebengöttern wenden können. Für einen dreieinigen Gott habe ich nie Verständnis gehabt.“ In Anwesenheit von Moritz Lazarus wurde sie am 31. März 1895 ins Judentum aufgenommen und vollzog die Aufnahme rituell mit einem Tauchbad in der Mikwe vor Zeugen.
    1897 zog das Paar nach Meran, in die Nähe eines seiner Schüler, Aron Tänzer, der inzwischen in Hohenems Landesrabbiner von Tirol und Vorarlberg geworden war. In den letzten gemeinsamen Jahren musste sich Nahida Lazarus um ihren erkrankten Mann kümmern und trat wieder aus dem Licht der Öffentlichkeit zurück. Moritz Lazarus starb 1903. In den kommenden Jahren bemühte sich Nahida Lazarus, durch die Veröffentlichung seiner nachgelassenen Schriften, Wiederauflagen und biografischen Werken, das Andenken an ihren Mann wachzuhalten. Dem Stadtmuseum in Meran überließ sie zahlreiche Erinnerungsstücke, die in einem eigenen Raum gezeigt werden sollten. Doch dieses Vorhaben wurde nie realisiert und Nahida Lazarus erhielt die Stücke zurück. Nur eine Miniatur-Tora, die Moritz Lazarus auf Reisen bei sich, verblieb beim Museum und befindet sich heute im Jüdischen Museum Meran.
    Nahida Lazarus vereinsamte zunehmend und verarmte während Weltkrieg und Inflation. Das mag auch ihre Entfremdung von der Meraner Jüdischen Gemeinde und ihre zuweilen judenfeindlichen Ausfälle in dieser Zeit erklären. Das deutsche Reformjudentum, mit dem sie sich verbunden gefühlt hatte, spielte im nun italienischen Meran eine zusehends geringere Rolle. 1919 dachte sie offenbar daran, wieder aus dem Judentum auszutreten. „Was habe ich mit der hiesigen Judengemeinde zu schaffen?“, so schreibt sie am 10. Januar 1919 in ihr Tagebuch. „Nichts, rein gar nichts. Sie ist mir, wie alles Jüdische, antipathisch. (Abgesehen von echtem, d.h. biblischen Judentum). Ich bin längst durchaus konfessionslos. Ich war es ja von Kindheit an!“ Und am 13. Januar formuliert sie einen Briefentwurf an die Meraner Gemeinde: „Teile Ihnen höflich mit, daß Ihre Cultussteuerforderung an mich auf einem Irrtum beruht, den ich endlich aufklären muss. Seit 1903 bin ich konfessionslos, habe auch schon vorher nie zur hiesigen oder sonstigen Judenschaft gehört." Doch der Brief wurde nicht abgeschickt.
    Nahida Ruth Lazarus starb am 17. Januar 1928 in Meran und wurde dort, im gemeinsamen Grab mit Moritz Lazarus, auf dem Jüdischen Friedhof bestattet.

    Werke:
    - Die Rechnung ohne den Wirt. Lustspiel 1870
    - Wo die Orangen blühen, Roman, 1872
    - Constanze, Schauspiel 1879
    - Die Grafen Eckardstein, Drama 1880
    - Schicksalswege, Volksschauspiel 1880
    - Domenico, Schauspiel 1884
    - Nationale Gegensätze, Drama 1884
    - Sizilianische Novellen 1886 (Neue Ausgabe, Berlin 1886, mit dem Titel Heißes Blut)
    - Liebeszauber, Drama 1887
    - Geheime Gewalten, Roman in zwei Bänden, Dresden 1890
    - Das jüdische Weib, Leipzig 1892
    - Culturstudien über das Judenthum, Berlin 1893 (2. Aufl. 1898 unter dem Titel Das jüdische Haus)
    - Ich suchte dich! Biographische Erzählung, Berlin 1898
    - Meine Bildersammlung 1911

    Herausgeberschaft:
    - Moritz Lazarus' Lebenserinnerungen 1906
    - Die Erneuerung des Judentums. Ein Aufruf von Moritz Lazarus 1909
    - Ein deutscher Professor in der Schweiz. Moritz Lazarus. 1910
    - Aus meiner Jugend. Autobiographie von Moritz Lazarus 1913

    Nachlass:
    National Library, Jerusalem


    Quellen:
    Dagmar Reese, "Nahida Remy / Nahida Ruth Lazarus", in: Treten Sie ein! Treten Sie aus! Warum Menschen ihre Religion wechseln. Hg. von Hannes Sulzenbacher und Regina Laudage-Kleeberg, Berlin: Parthas, 2012, S. 84-89;
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nahida_Ruth_Lazarus (Stand: 18.2.2013); 
    Begraben Jan 1928  Merano/Meran, Trentino-Alto Adige/Trentino-Südtirol, Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Gestorben 17 Jan 1928  Merano/Meran, Trentino-Alto Adige/Trentino-Südtirol, Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Notizen 
    • Quellen:
      Dagmar Reese, "Nahida Remy / Nahida Ruth Lazarus", in: Treten Sie ein! Treten Sie aus! Warum Menschen ihre Religion wechseln. Hg. von Hannes Sulzenbacher und Regina Laudage-Kleeberg, Berlin: Parthas, 2012, S. 84-89;
      http://de.wikipedia.org/wiki/Nahida_Ruth_Lazarus (Stand: 18.2.2013);
      Gotthilf Weisstein: Erinnerungen an Lazarus und Steinthal. In: Alt-Berlin in Gotthilf Weissteins Feuilletons. Hrsg. von Ulrich Goerdten, Bargfeld: Luttertaler Händedruck 2007, S. 11-12
    Personen-Kennung I15826 
    Zuletzt bearbeitet am 22 Feb 2013 

    Vater Max Schasler,   geb. 26 Aug 1819, Walcz (Deutsch Krone), Westpommern, Polen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 13 Jun 1903, Jena, Thüringen, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 83 Jahre) 
    Mutter Nahida Sturmhöfel,   geb. 24 Nov 1822, Zlotów (Flatow), Großpolen, Polen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 24 Okt 1889, San Terenzo, Ligurien, Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 66 Jahre) 
    Familien-Kennung F32941  Familienblatt

    Familie Moritz (Moses) Lazarus,   geb. 15 Sep 1824, Wielen (Filehne), Czarnków-Trzcianka, Polen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 13 Apr 1903, Merano/Meran, Trentino-Alto Adige/Trentino-Südtirol, Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 78 Jahre) 
    Zuletzt bearbeitet am 18 Feb 2013 
    Familien-Kennung F32925  Familienblatt

  • Ereignis-Karte
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  • Fotos
    Moritz Lazarus und Nahida Ruth Lazarus, um 1895
    Moritz Lazarus und Nahida Ruth Lazarus, um 1895
    Moritz Lazarus und Nahida Ruth Lazarus, um 1895
    Nahida Ruth Lazarus, 1899
    Nahida Ruth Lazarus, 1899
    Nahida Ruth Lazarus, 1899
    Nahida Ruth Lazarus, 1899
    Nahida Ruth Lazarus, 1899
    Nahida Ruth Lazarus, 1899

    Grabsteine
    Grabstein von Moritz und Nahida Lazarus
Jüdischer Friedhof Meran
    Grabstein von Moritz und Nahida Lazarus Jüdischer Friedhof Meran
    Grabstein von Moritz und Nahida Lazarus
    Jüdischer Friedhof Meran
    Foto: Hanno Loewy
    Grabstein von Moritz und Nahida Lazarus
Jüdischer Friedhof Meran
    Grabstein von Moritz und Nahida Lazarus Jüdischer Friedhof Meran
    Grabstein von Moritz und Nahida Lazarus
    Jüdischer Friedhof Meran
    Foto: Hanno Loewy



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