Hans Chaim (Jean) Mayer (Améry)

Hans Chaim (Jean) Mayer (Améry)

männlich 1912 - 1978  (65 Jahre)

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  • Name Hans Chaim (Jean) Mayer (Améry) 
    Geboren 31 Okt 1912  Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Emigration 31 Dez 1938  Bruxelles/Brüssel, Belgien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Flucht vor NS-Verfolgung 
    Event 1940  Camp de Gurs, Gurs, Aquitanien, Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Als feindlicher Ausländer interniert. 
    Residence 1941-1943  Belgien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    1941 vom Camp de Gurs geflohen und zurück nach Belgien gegangen. 
    Persecution/ Verfolgung 23. Juli 1943  KZ Fort Breendonk, Willebroek, Belgien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Am 23. Juli 1943 wurde Amery beim Verteilen antinazistischer Flugblätter verhaftet und im Hauptquartier der Brüsseler Gestapo im Gefängnis Saint-Gilles/Sint-Gillis inhaftiert. Am selben Tag verlegte man ihn nach Fort Breendonk/Derloven, wo er schwer gefoltert wurde. 
    Persecution/ Verfolgung 1943-1945  KZ (Vernichtungslager) Auschwitz-Birkenau, Oswiecim, Polen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Persecution/ Verfolgung 1943-1945  KZ Buchenwald, Thüringen, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Persecution/ Verfolgung 1943-1945  KZ Bergen-Belsen, Niedersachsen, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Lebenslauf Jean Améry wurde am 31. Oktober 1912 als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter geboren. Sein Vater stammte aus einer Hohenemser Familie und fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg. Améry wuchs im Salzkammergut auf, wurde katholisch erzogen und machte nach der Schule eine Buchhändlerlehre in Wien und studierte bei Moritz Schlick Philosophie. Zeitgleich unternahm er erste Versuche als Schriftsteller, lebte in Wien als Bohemien und intellektueller Agnostiker und war als Dozent an der Wiener Volkshochschule tätig. Unter dem Titel "Die Entwurzelten" erschienen Auszüge seines Romans "Die Schiffbrüchigen" 1935 im "Wiener Jahrbuch".
    1938 emigrierte Améry nach Belgien. Als „feindlicher Ausländer“ wurde er dort 1940 festgenommen und im südfranzösischen Lager Gurs interniert, 1941 gelang ihm die Flucht. Zurück in Belgien, wandte er sich dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu und beteiligte sich an der in Belgien operierenden Österreichischen Freiheitsfront.
    Am 23. Juli 1943 wurde Amery beim Verteilen antinazistischer Flugblätter verhaftet und im Hauptquartier der Brüsseler Gestapo im Gefängnis Saint-Gilles/Sint-Gillis inhaftiert. Am selben Tag verlegte man ihn nach Fort Breendonk/Derloven, wo er von SS-Hauptsturmführer Klaus Barbie schwer gefoltert wurde. Später wurde er in die Konzentrationslager Auschwitz, danach Buchenwald und Bergen-Belsen deportiert. Seine Erlebnisse hat Améry in seinem Werk "Jenseits von Schuld und Sühne" verarbeitet, mit dessen Veröffentlichung er 1966 im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Nach 1945 in Brüssel lebend, arbeitete er als Kulturjournalist für verschiedene deutschsprachige Zeitungen der Schweiz. Zeitweise verweigerte er die Publikation seiner Texte in der Bundesrepublik Deutschland. Die Vermittlung des Radio-Essayisten des Süddeutschen Rundfunks, Helmut Heißenbüttel, verhalf ihm später zu einer ökonomischen Basis.
    Am 17. Oktober 1978 nahm er sich im Salzburger Hotel Österreichischer Hof (heute Hotel Sacher) mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben. Er erhielt ein ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 132). Jean Amérys Essays zählen zu den schonungslosesten Analysen des Fortwirkens des Zivilisationsbruchs der Shoah nach 1945 und zu den pointierten Zeitdiagnosen der sechziger und siebziger Jahre. Weniger bekannt sind seine Prosawerke wie "Lefeu oder der Abbruch" oder "Die Schiffbrüchigen" (erst posthum erschienen).

    Werke:
    - Charles Bovary, Landarzt. Porträt eines einfachen Mannes, Klett, Stuttgart 1978
    - Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod, Klett, Stuttgart 1976
    - Lefeu oder Der Abbruch. Roman-Essay, Klett, Stuttgart 1974
    - Ideologie und Motivation (mit Iring Fetscher), Colloquium, Berlin 1973
    - Unmeisterliche Wanderjahre, Klett, Stuttgart 1971
    - Widersprüche, Klett, Stuttgart 1971
    - Über die Tugend der Urbanität (mit Friedrich Heer und Wolf-Dieter Marsch), Klett, Stuttgart 1969
    - Über das Altern. Revolte und Resignation, Klett, Stuttgart 1968
    - Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten. Essays, Szczesny, München 1966
    - Winston S. Churchill. Ein Jahrhundert Zeitgeschichte, Bucher, Luzern/Frankfurt 1965
    - Gerhart Hauptmann. Der ewige Deutsche, Stieglitz, Mühlacker 1963
    - Im Banne des Jazz. Bildnisse grosser Jazz-Musiker, Müller, Rüschlikon-Zürich 1961
    - Geburt der Gegenwart. Gestalten und Gestaltung der westlichen Zivilisation seit Kriegsende, Walter, Olten/Freiburg 1961
    - Teenager-Stars, Idole unserer Zeit, Müller, Rüschlikon-Zürich 1960
    - Karrieren und Köpfe. Bildnisse berühmter Zeitgenossen, Thomas, Zürich 1955

    Postum erschienen:
    - Die Schiffbrüchigen. Roman. Erstdruck nach einem knapp 400seitigen Typoskript aus dem Nachlass im DLA, vermutlich aus den Jahren 1934 und 1935 (auszugsweise als "Die Entwurzelten" 1935 im Wiener Jahrbuch 1935 erschienen). Klett, Stuttgart 2007.
    - Cinéma. Texte zum Film, Klett, Stuttgart 1994
    - Der integrale Humanismus. Zwischen Philosophie und Literatur. Aufsätze und Kritiken eines Lesers 1966–1978, Klett, Stuttgart 1985
    - Weiterleben – aber wie? Essays 1968–1978, Klett, Stuttgart 1982
    - Bücher aus der Jugend unseres Jahrhunderts, Klett, Stuttgart 1981
    - Örtlichkeiten. Mit einem Nachwort von Manfred Franke, Klett, Stuttgart 1980

    Literatur:
    - Siegbert Wolf: Von der Verwundbarkeit des Humanismus: über Jean Améry. Dipa, Frankfurt 1995
    - Petra S. Fiero: Schreiben gegen Schweigen: Grenzerfahrungen in Jean Amérys autobiographischem Werk. Reihe: Haskala, 16. Olms, Hildesheim 1997
    - Jean Améry. Schwerpunktheft. Edition Text + Kritik, Band 99, München 1988
    - Irene Heidelberger-Leonard: Jean Améry im Dialog mit der zeitgenössischen Literatur: Essays. Hrsg. von Hans Höller. Heinz, Stuttgart 2002
    - Irene Heidelberger-Leonard: Jean Améry. Revolte in der Resignation. Biographie Klett-Cotta, 2004 
    Gestorben 17 Okt 1978  Salzburg, Salzburg, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Begraben Zentralfriedhof, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Notizen 
    Personen-Kennung I8177 
    Zuletzt bearbeitet am 9 Jan 2024 

    Vater Paul Mayer,   geb. 21 Jul 1883, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 1917  (Alter 33 Jahre) 
    Mutter Valerie Goldschmidt,   geb. 31 Aug 1879, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 1 Jul 1939, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 59 Jahre) 
    Familien-Kennung F29914  Familienblatt

    Familie 1 Regine Berger (Baumgarten),   geb. 16 Mai 1915,   gest. um 1940, Antwerpen (Anvers), Antwerpen, Belgien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 24 Jahre) 
    Verheiratet 1937 
    Zuletzt bearbeitet am 27 Apr 2013 
    Familien-Kennung F33149  Familienblatt

    Familie 2 Maria Eschenauer,   gest. 2004 
    Verheiratet 1955  Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Zuletzt bearbeitet am 27 Apr 2013 
    Familien-Kennung F33150  Familienblatt

  • Ereignis-Karte
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    Link zu Google MapsEmigration - Flucht vor NS-Verfolgung - 31 Dez 1938 - Bruxelles/Brüssel, Belgien Link zu Google Earth
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    Link zu Google MapsPersecution/ Verfolgung - Am 23. Juli 1943 wurde Amery beim Verteilen antinazistischer Flugblätter verhaftet und im Hauptquartier der Brüsseler Gestapo im Gefängnis Saint-Gilles/Sint-Gillis inhaftiert. Am selben Tag verlegte man ihn nach Fort Breendonk/Derloven, wo er schwer gefoltert wurde. - 23. Juli 1943 - KZ Fort Breendonk, Willebroek, Belgien Link zu Google Earth
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  • Fotos
    Jean Améry
    Jean Améry
    Jean Améry
    Jean Améry und Leo Haffner, 1977
    Jean Améry und Leo Haffner, 1977
    Jean Améry und Leo Haffner
    ORF-Studio Vorarlberg, Dornbin Februar 1977

    Dokumente
    Antrag Hans Mayer (Jean Améry) auf Ausstellung eines Heimatscheins
    Antrag Hans Mayer (Jean Améry) auf Ausstellung eines Heimatscheins
    Brief Hans Mayer (Jean Améry) an die Marktgemeinde Hohenems. Antrag auf Ausstellung eines Heimatscheins,
    4. November 1938, Seite 1
    Antrag von Hans Mayer (Jean Améry) auf Ausstellung eines Heimatscheins,
4. November 1938, Seite 2
    Antrag von Hans Mayer (Jean Améry) auf Ausstellung eines Heimatscheins, 4. November 1938, Seite 2
    Brief Hans Mayer (Jean Améry) an die Marktgemeinde Hohenems. Antrag auf Ausstellung eines Heimatscheins,
    4. November 1938, Seite 2

    Grabsteine
    Grabstein für Jean Améry
    Grabstein für Jean Améry
    Grabstein für Jean Améry
    Zentralfriedhof, Wien
    Grab-Standort: Gruppe 40, Nr. 132
    Grab von Jean Améry, Lage auf dem Wiener Zentralfriedhof
    Grab von Jean Améry, Lage auf dem Wiener Zentralfriedhof
    Grab von Jean Améry, Lage auf dem Wiener Zentralfriedhof
    Grab von Jean Améry, Lage des Ehrengrabes
    Grab von Jean Améry, Lage des Ehrengrabes
    Grab von Jean Améry, Lage des Ehrengrabes



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