Jura Soyfer

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Name Jura Soyfer Geboren 08 Dez 1912 Kharkov (Charkow), Charkiw, Ukraine Geschlecht männlich Residence von 1931 bis 1935 Kinderspitalgasse 9, Wien, Wien, Österreich Event um Okt 1937 Wien, Wien, Österreich Inhaftierung wegen illegaler kommunistischer Tätigkeit und drei Monate Haft Residence bis 12 Mrz 1938 Heinestraße 4, Wien, Wien, Österreich Event 13 Feb 1938 Gargellen, Vorarlberg, Österreich Fluchtversuch über das Schlappiner Joch in die Schweiz auf Skiern und Festnahme Occupation/Beruf Schriftsteller Persecution/Verfolgung von 03 Jun 1938 bis 23 Jun 1938 Innsbruck, Tirol, Österreich Inhaftierung im Polizeigefängnis Persecution/Verfolgung 23 Jun 1938 KZ Dachau, Bayern, Deutschland Deportation Persecution/Verfolgung 24 Sep 1938 KZ Buchenwald, Thüringen, Deutschland Deportation Lebenslauf Jura Soyfer wurde in Charkow im Russischen Kaiserreich als Sohn des jüdischen Industriellen Wladimir Soyfer und dessen Frau Ljubow Soyfer geboren. 1921 flüchtete die Familie vor der bolschewistischen Revolution nach Baden bei Wien, von wo aus sie später nach Wien übersiedelte. Er wurde mit zehn Jahren im Realgymnasium Hagenmüllergasse, Erdberg, eingeschult, wo er später auch erfolgreich maturierte. Mit 15 Jahren begann Jura Soyfer sozialistische Schriften zu studieren und wurde überzeugter Marxist. 1927 trat er dem Verband Sozialistischer Mittelschüler bei und wirkte in der Agitpropgruppe „Blaue Blusen“ mit. Da in der Familie Russisch, Französisch und Deutsch gesprochen wurde, entwickelte Soyfer schnell ein Gespür und eine Vorliebe für Sprache und Sprachspiele. 1929 wurde er Mitglied des Politischen Kabaretts der Sozialdemokraten. Dort sammelte er erste Erfahrungen im szenischen Schreiben. Ab Dezember 1931 erschienen wöchentlich politische Satiren von Soyfer in der Arbeiter-Zeitung und in der sozialdemokratischen Wochenschrift Der Kuckuck. Ebenfalls verfasste er zwei Artikel für die Politische Bühne. Darin forderte er eine Politisierung des Theaters und das Abschaffen bloßer Ablenkung und Unterhaltung. In dieser Hinsicht war er dem epischen Theater von Bertolt Brecht sehr nahe.
Nach seiner Deutschland-Reise im Sommer 1932 schrieb er auch immer wieder gegen den Nationalsozialismus an, wobei seine Lyrik sowohl Aufruf zur Wachsamkeit und Gegenwehr, als auch Satire und Verharmlosung des politischen Gegners darstellte.
Nach den Februarkämpfen 1934 trat er der illegalen KPÖ bei, verfasste Flugblätter und begann seine Arbeit an seinem Roman "So starb eine Partei". Dieser Roman, der nur in einem Fragment erhalten ist, war eine Abrechnung mit der Politik der österreichischen Sozialdemokratie, deren Politik in die Niederlage des Februar 1934 geführt hatte. 1935 lernte Soyfer über Hans Weigel Leon Askin (Leo Askenasy) kennen, der als Schauspieler und Regisseur am Wiener Theater ABC tätig war, wo auch die meisten von Soyfers Stücken aufgeführt wurden.
Soyfers erstes Stück "Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang" wurde im Frühsommer 1936 uraufgeführt und bereits am 11. Juli 1936 wieder abgesetzt.
Sein zweites Stück "Der Lechner Edi schaut ins Paradies" wurde von 6. Oktober 1936 bis 6. Jänner 1937 in der Literatur am Naschmarkt gespielt.
In seinem dritten Stück "Astoria" problematisierte Soyfer den Vaterland-Begriff, der in Österreich seit 1918 grassierte. 1937 schrieb Soyfer das Stück "Vineta". Dort entfernt er sich von allen Traditionen des Volksstücks und zeigt eine Absurdität von Handlung und Sprache, die unweigerlich dem Abgrund und der Vernichtung entgegensteuert. "Broadway Melodie 1492" schrieb Soyfer ebenfalls 1937 für das Theater ABC. Es ist eine Adaption des Stückes Kolumbus von Kurt Tucholsky und Walter Hasenclever.
1937 wurde Soyfer durch eine Verwechslung mit einem gewissen Seidel (eigentlich Franz Marek, führender Funktionär der Kommunistischen Partei) festgenommen. Nachdem sich herausstellte, dass gegen Soyfer selbst mit seinen kritischen Stücken genug belastendes Material vorlag, wurde er für drei Monate inhaftiert. Am 17. Februar 1938 wurde er im Zuge einer Amnestie für „Politische“ entlassen. Während seiner Inhaftierung 1937/38 begann Soyfer, ein weiteres Stück zu schreiben, das von der Person Adolf Hitler handeln sollte. Von diesen Entwürfen ist nichts erhalten. Lediglich 26 Tage befand er sich daraufhin in Freiheit. Am 13. März 1938 – am Tag nach dem Anschluss – wurde er in Gargellen beim Versuch, mit Skiern über das Schlappiner Joch in die rettende Schweiz zu kommen, von österreichischen Beamten festgenommen.
Zuerst kam er in den Gemeindekotter in St. Gallenkirch, dann nach Bludenz. Am 16. März 1938 wurde er vor das Landesgericht Feldkirch gebracht, obwohl dessen Vereidigung auf Hitler erst am 18. März 1938 erfolgte. Am 23. Juni 1938 wurde er ins KZ Dachau transportiert, wo er mit dem Komponisten Herbert Zipper das später bekannt gewordene "Dachau-Lied" schrieb. Im Herbst wurde Soyfer ins KZ Buchenwald überstellt, hier starb er am 16. Februar 1939 an Typhus.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jura_Soyfer (Stand: 16.2.2013)
Werke:
- Werkausgabe. Hg. Horst Jarka, Deuticke, Wien 2002.
- 1: Zwischenrufe links. Lyrik. ISBN 3-216-30658-5.
- 2: Auf uns kommt's an. Szenen und Stücke. ISBN 3-216-30659-3.
- 3: So starb eine Partei. Prosa. ISBN 3-216-30660-7.
- 4: Sturmzeit. Briefe 1931–1939. ISBN 3-216-30661-5.
- Das Gesamtwerk. dsb. Hg., Europa Verlag, Wien 1980, ISBN 3-203-50741-2.
- Vom Paradies und Weltuntergang. Hg. Otto Tausig, Wien 1947, erweiterte Auflage Berlin 1962.
- Die Ordnung schuf der liebe Gott. Eine Auswahl. Hg. Werner Martin, Reclam, Leipzig 1979 (darin: So starb eine Partei ein bis dahin unveröff. Romanfragment, S. 225 - 376)
Literatur:
- Horst Jarka: Jura Soyfer. Leben, Werk, Zeit. Löcker, Wien 1987.
- Gerhard Scheit: Theater und revolutionärer Humanismus. Eine Studie zu Jura Soyfer. Vlg. für Gesellschaftskritik, Wien 1988.
- Herbert Arlt & Evelyn Deutsch-Schreiner (Hgg.): Jura Soyfer und Theater. Peter Lang, Frankfurt 1992.
- Jürgen Doll: Theater im Roten Wien. Vom sozialdemokratischen Agitprop zum dialektischen Theater Jura Soyfers. Böhlau, Wien 1996.
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 318f.
- Peter Langmann: Sozialismus und Literatur. Jura Soyfer. Studien zu einem österreichischen Schriftsteller der Zwischenkriegszeit. Hain Verlag, Frankfurt a. M. 1986.
- Herbert Arlt [Hrsg.]: Jura Soyfer. Edition 2012. Jura Soyfer Gesellschaft, Wien 2012.
Gestorben 16 Feb 1939 KZ Buchenwald, Thüringen, Deutschland Notizen - Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jura_Soyfer (Stand: 16.2.2013)
http://www.kabarettarchiv.at/Bio/Soyfer.htm (Stand: 16.2.2013)
WuV, h, ff, ff/j
Original-Datenbank
IFZ Uni Innsbruck "pmaske"
Arolsen Archives -https://collections.arolsen-archives.org/search/
Personen-Kennung I3944 Zuletzt bearbeitet am 15 Jan 2020
Vater Wladimir Soyfer Mutter Ljubow Soyfer Familien-Kennung F32923 Familienblatt
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Fotos Jura Soyfer
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Grabstein für Jura Soyfer auf dem Friedhof der Hebrew Free Burial Association's Mount Richmond Cemetery
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