Otto Schlosser

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Name Otto Schlosser Geboren 20 Jun 1880 Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien Geschlecht männlich Occupation/Beruf Violinist Occupation/Beruf von 1909 bis 1938 Na Príkopech Straße 3, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien Fotograf, Besitzer des Fotostudios "Schlosser & Wenisch" Residence bis 1942 Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien Residence bis 1942 U pujcovny 5, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien Persecution/Verfolgung 4 Sep 1942 KZ Theresienstadt (Terezin), Tschechien Deportation von Prag mit Transport Bd, nr. 280 Persecution/Verfolgung 8 Sep 1942 KZ (Vernichtungslager) Maly Trostinez, Weißrussland Deportation von Theresienstadt mit Transport Bk, nr. 469 Religion getauft, evangelisch Lebenslauf Otto Schlosser, geboren am 20. Juni 1880 in Prag, war, bevor er sich der Fotografie zuwandte, zunächst im elterlichen Betrieb tätig, der sich mit dem Handel von Fellen beschäftigte.
1909 eröffnete er gemeinsam mit Max Wenisch das Prager Atelier „Schlosser & Wenisch“. Das Fotoatelier hatte seine Räume in einem vornehmen Gebäude in zentraler Lage, unweit des Wenzelsplatzes in der Na P?íkopech Straße 3. Es scheint als ob Schlossers Geschäftspartner Max Wenisch (1876–?) über die nötigen Fachkenntnisse verfügte. Sie hatten sich vermutlich im deutschsprachigen „Club Deutscher Amateurphotographen in Prag“ kennengelernt, der 1898 gegründet worden war. Obwohl Wenisch Teilhaber der Firma war, gibt es keine konkreten Hinweise dafür, dass er selbst im Atelier fotografiert hätte. Ab 1911 scheint Otto Schlosser als Alleininhaber auf, allerdings blieb der Doppelname des Geschäfts aufrecht.
Als Fotograf war Schlosser mit seinem neuen Unternehmen schnell erfolgreich. Er hatte ein Reihe von Mitarbeitern und wandte sich vor allem an die wohlhabende deutschsprachige Gesellschaft Prags, denen er aufwändig gestaltete, „psychologische Porträts“ anbot. Schlosser & Wenisch galt bald als das teuerste Atelier der Stadt. 1914 trat der Fotograf Franz Fiedler in das Unternehmen ein, der dieses während der Kriegszeit, als Schlosser an der Front war, auch kurzzeitig leitete. Fiedler übersiedelte später nach Dresden, wo er ein eigenes Atelier eröffnete.
Schlosser war nicht nur als Porträtfotograf der vornehmen Gesellschaft erfolgreich, sondern er veröffentlichte auch regelmäßig in illustrierten Journalen und in der Fachpresse, etwa in der Photographischen Rundschau und nahm bereits vor 1914 an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem in Wien, München, Budapest, Turin, St. Petersburg und London. Schon früh wurden die Porträts aus dem Atelier Schlosser & Wenisch im Ausland gekauft, unter anderen waren sie in der Sammlung von Ernst Juhl in Hamburg vertreten. Aus dem Atelier Schlosser stammt eine Reihe von Porträts bedeutender Persönlichkeiten, etwa von Alexander von Zemlinsky, mit dem Otto Schlosser befreundet war, von Arnold Schönberg, Franz Werfel, Karl Kraus und einigen Mitgliedern der Familie Kafka, die sich 1910 im Atelier ablichten ließen. Als im Jahr 1914 das Prager Kunstgewerbemuseum zum 75jährigen Jubiläum der Erfindung der Fotografie eine große Ausstellung veranstaltete, stammte der größte Beitrag aus dem Atelier Schlosser & Wenisch (36 Fotos) und seines damaligen Angestellten Franz Fiedler (21 Fotos).
Nach dem Ersten Weltkrieg passte sich das Atelier den neuen Zeiten an. Otto Schlosser suchte den Anschluss an die neuen, modernen Formen des Porträts, die im Umfeld der Kunstfotografie entstanden. Er selbst begann eine intensive Reisetätigkeit, 1928 besuchte er die Länder am Balkan und Kleinasiens, er reiste nach Palästina, Ägypten und nach Nordafrika.
Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre wurden Antonín Studni?ka und Václav Dub als Fotografen eingestellt. Studni?ka galt zu dieser Zeit als einer der fortschrittlichsten tschechischen Porträtfotografen. Um 1930 gehörte das Atelier Schlosser & Wenisch zu den bekanntesten des Landes, László Moholy-Nagy stand in dieser Zeit in Kontakt mit Otto Schlosser. Das Hauptauftragsgebiet war weiterhin die Porträtfotografie, daneben aber entstanden auch Theater-, Akt- und Tanzaufnahmen. Zu den Porträtierten dieser Jahre zählen u.a. Gustav Machatý, Regisseur des Film Eroticon, die Schauspielerin Olga Scheinpflugová und Jarmila Kronbauerová, die Tänzerinnen Yelizaveta Nikolska, die sich nackt ablichten ließ, Inka ?ekanová, sowie Mitglieder aus der Tanzschule von Jarmila Kröschlová.
Im Atelier entstanden aber auch Werbeaufnahmen, etwa für den Prager Autosalon, Fotos für Modehäuser, Sportfotos und Genrebilder. Viele der Fotos wurden in der illustrierten Presse veröffentlicht, insbesondere in der Zeitschrift "Salon".
1932 eröffnete Otto Schlosser an der selben Adresse, an der sich auch das Atelier befand, ein Geschäft für fotografisches Zubehör. Mitte der 1930er Jahre tat sich Schlosser mit dem Inhaber eines anderen Ateliers, Karel Stehlík, zusammen.
Als im März 1939 deutsche Truppen in der Tschechoslowakei einmarschierten und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung begann, konnte Schlosser, der jüdischer Herkunft, aber evangelisch getauft war, zunächst noch weiterarbeiten. Am 4. September 1942 wurde Otto Schlosser zusammen mit seiner Frau Josefina und ihrem Sohn Tomáš nach Theresienstadt deportiert. Wenige Tage später ging ihr Transport nach Maly Trostinec, in ein Vernichtungslager in der Nähe von Minsk in Weißrussland, wo sie ermordet wurden.
Ihr zweiter Sohn Wolfgang, der noch vor dem März 1939 nach England emigierte, nahm einen Teil des Bilder aus dem Atelier mit sich und schenkte ihn später der Mährischen Galerie in Brünn. Die Aufnahmen wurden 1980 zum ersten Mal in den Ausstellungen „Tschechische Fotografie 1918 bis 1938“ und „Wiener Secession und die Moderne 1900 bis 1925“ gezeigt. 2009 wurden Aufnahmen aus dem Atelier Schlosser & Wenisch in die Großausstellung „Tschechische Fotografie des 20. Jahrhunderts“, die in Prag und Bonn gezeigt wurde, aufgenommen.
Quelle: Jan Ml?och, "Schlosser & Wenisch. Ein Prager Fotoatelier", in: Fotogeschichte 116, 2010Gestorben nach 08 Sep 1942 KZ (Vernichtungslager) Maly Trostinez, Weißrussland Ursache: ermordet, Holocaust Notizen - Quellen:
The Dannhauser Chronicle, S. 137
http://www.geni.com/people/Otto-Schlosser/6000000006969914416
(Stand: 13.3.2012);
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/121502-otto-schlosser/ (18.11.2023);
Personen-Kennung I13632 Zuletzt bearbeitet am 18 Nov 2023
Vater Sigmund Schlosser Mutter Agnes Back, geb. 1856, gest. 03 Jun 1917, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien (Alter 61 Jahre)
Familien-Kennung F32092 Familienblatt
Familie Josefine Pollack, geb. 10 Sep 1888, gest. um 8 Sep 1942, KZ (Vernichtungslager) Maly Trostinez, Weißrussland (Alter 53 Jahre)
Kinder 1. Thomas Schlosser, geb. 22 Jul 1926, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien , gest. nach 08 Sep 1942, KZ (Vernichtungslager) Maly Trostinez, Weißrussland
(Alter > 16 Jahre)
2. Lebend Zuletzt bearbeitet am 14 Mrz 2012 Familien-Kennung F32093 Familienblatt
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