Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky

Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky

männlich 1794 - 1866  (72 Jahre)

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  • Name Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky 
    Geboren 12 Jun 1794  Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Lebenslauf Heinrich Joachim von Sichrovsky wurde am 12. Juni 1794 in Wien als Sohn von Moses Sichrovsky und Elisabeth Kuh geboren. Er trat als Eisenbahnpionier, Verwaltungsbeamter und Literat hervor. 1847 heiratete Sichrovsky Babette Kohn (1821-1878). Nach Abschluss des Gymnasiums und der Realakademie bei St. Anna in Wien trat Sichrovsky zunächst in das Wiener Großhandels- und Bankhaus H. Biedermann´s Söhne ein, das mit dem Bank- und Wechselhaus von S. M. v. Rothschild assoziiert war, und erhielt bald die Prokura. Auf einer seiner zahlreichen Reisen durch Europa, die er auch ausführlich in seinen Tagebüchern beschrieb, lernte Sichrovsky 1831 in England die dampfgetriebene Eisenbahn und deren Vorteile gegenüber dem Pferdezug kennen. Für den Entwurf des ersten Organisationsstatuts der ältesten Lokomotiveisenbahn in Österreich klärte er gemeinsam mit Franz Xaver Riepl die wirtschaftlichen Aspekte und die technisch-administrativen Voraussetzungen und publizierte 1834 ein diesbezügliches „Promemoria über die Anlage, Unterhaltungskosten und Frachtquantum“. Nachdem Rothschild nach anfänglicher heftiger Gegnerschaft nicht zuletzt von Seiten Kaiser Franz des I. von dessen Nachfolger Ferdinand 1836 das Privilegium zum Bau der ersten Lokomotivbahn in Österreich auf der Strecke zwischen Wien und den Salzbergwerken von Bochnia (Galizien) mit Erlaubnis einer Aktiengesellschaft zur Finanzierung erhalten hatte, wurde Sichrovsky erster Generalsekretär der als „k. k. ausschl. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn“ bezeichneten Linie, die ab 1837 mit der engl. Lokomotive „Austria“ zwischen Floridsdorf (Wien 21) und Dt. Wagram (NÖ) befahren werden konnte. Sichrovsky suchte 1844 erfolglos um eine Konzession für eine „atmosphärische Eisenbahn“ an, die teils einer Hochbahn, teils bis in Einzelheiten der späteren Wr. Stadtbahn nach Hütteldorf entsprach; gleichfalls keine Genehmigung erhielt er 1845 zur Gründung einer „Anglo-Austrian Railway-Company“ als gem. Aktiengesellschaft oder 1855 für die geplante Westbahn von Stockerau durch das Donautal über Linz nach Salzburg. 1864 in die Dion. der Nordbahn gewählt, war Sichrovsky ein unerbittlicher Gegner der Staatseisenbahn-Gesellschaft (Konzessionsstreit). Politisch konservativ, erhielt Sichrovsky 1850 als einer der ersten Juden das Wiener Bürgerrecht, wurde 1866 nuch kurz vor seinem Tod mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgezeichnet und geadelt. Im Rahmen der israelitischen Gemeinde Wiens galt Sichrovsky als Reformer, war bereits ab 1819 Leiter verschiedener sozialer Einrichtungen (u. a. Chewra Kadischa, Gemulath chesed-Ver.), 1825 im Ausschuß für den Bau und ab 1830 Vorsteher des Bethauses in der Seitenstettengasse (Wien 1); in der Folge war er einer der Hauptgründer des Großen Tempels in der Leopoldstadt (Wien 2). Ab 1838 Sekretär und 1843–60 Vertreter des Vorstandes der jüdischen Gemeinde, sorgte Sichrovsky neben der Förderung des Schulunterrichts und Gründung des israelitischen Handwerkervereins für Reformen und richtete 1848 eine Petition „um vollständige Gleichstellung aller Glaubensbekenntnisse“ an die Krone. Auch am geselligen Leben nahm Sichrovsky, der mit Vorliebe in Künstlerkreisen verkehrte, regen Anteil; so beteiligte er sich u. a. 1816 an der Gründung der literarisch-geselligen Wiener Künstlergesesllschaft „Ludlamshöhle“ und war nach deren Aufhebung (1826) Mitglied ähnlicher Vereinigungen, z. B. der 1855 gegründeten „Grünen Insel“. Sichrovsky betätigte sich als Dichter von Oden und Balladen, humoristischen Traktaten, satirischen Epigrammen und als Vortragender von Stegreifliedern. Er beteiligte sich auch an den Juxblättern seines Bruders mit Beiträgen (u. a. „Dummologie“, 1826). Seine Tochter Elise (geb. Wien, 12. 9. 1848; gest. ebd., 15. 3. 1929), ab 1869 mit Theodor Gomperz vereheiratet, war Förderin sowie Patientin von Sigmund Freud, mit dem sie einen jahrelangen Briefwechsel führte. Seine jüngere Tochter Sophie (geb. Wien, 1851; gest. ebd., 9. 5. 1910) heiratete 1883 den Berliner Chemiker Hans Jahn, einen Großneffen des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn.
    Heinrich von Sichrovsky starb am 10. Juli 1866 in Baden bei Wien.

    Zu seinem fünfzigsten Geburtstag 1844 hatte Sichrovsky von seinen Mitarbeitern ein silbernes Lokomotivmodell geschenkt, das später im Hause seines Schwiegersohns Theodor Gomperz als Blickfang thronte und schließlich an seinen Enkel Rudolf Gomperz vererbt wurde, der als Ingenieur zunächst bei der Bagdad Bahn arbeitete und dann in St. Anton am Arlberg zum Pinonier des modernen Skitourismus werden sollte. Als Gomperz 1942 deportiert wurde, blieb das Modell in St. Anton zurück und verschwand - um erst 2015 wieder auf einem Dachboden aufzutauchen. 
    Gestorben 10 Jul 1866  Baden, Niederösterreich, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Begraben Währinger Friedhof, Schrottenbachgasse, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Notizen 
    Personen-Kennung I12096 
    Zuletzt bearbeitet am 3 Jan 2017 

    Vater Moses Sichrovsky,   geb. 9 Nov 1762,   gest. 17 Jul 1822  (Alter 59 Jahre) 
    Mutter Elisabeth Braindl Kuh,   geb. 8 Jan 1767, Praha (Prag), Hlavní mesto Praha, Tschechien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 13 Nov 1838, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 71 Jahre) 
    Familien-Kennung F1901  Familienblatt

    Familie Babette (Betty) Cohn,   geb. 13 Feb 1821, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 2 Feb 1878, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 56 Jahre) 
    Kinder 
    +1. Elise von Sichrovsky,   geb. 01 Jan 1848,   gest. Mrz 1929  (Alter 80 Jahre)
     2. Sophie von Sichrovsky,   geb. 3 Feb 1851, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 9 Mai 1910, Wien, Wien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 59 Jahre)
    Zuletzt bearbeitet am 23 Dez 2020 
    Familien-Kennung F31490  Familienblatt

  • Ereignis-Karte
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  • Fotos
    Büste Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky
    Büste Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky
    Büste Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky
    Silbernes Lokomotivmodell
    Silbernes Lokomotivmodell
    Silbernes Lokomotivmodell
    Geschenk an Heinrich Sichrovsky, 1845
    Letzter Eigentümer: Sichrovskys Enkel Rudolf Gomperz, St. Anton

    Fotos von Grabsteinen
    Grabstein für Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky
    Grabstein für Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky
    Grabstein für Heinrich Joachim Ritter von Sichrovsky



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