Lebenslauf |
Mosco Galimir stammte aus einer angesehenen sefardischen Familie in Bukarest, wo er am 13. Oktober 1872 geboren wurde. Als Textilkaufmann liess er sich, wie viele seiner rumänischen Landsleute, um 1900 in Wien nieder. Mit seiner 1884 in Sofia geborenen Frau Elsa Russo und seier Familie lebte er in der Taborstraße 23, nicht weit vom prachtvollen "Türkischen Tempel" in der Zirkusgasse, der sefardischen Synagoge. Seine vier Kinder Clara Marguerite (geb. 18.10. 1905), Renée Camille (geb. 31. 5. 1908), Felix (geb. 21. 5. 1910, gest. 10. 11. 1999), und Adrienne Leonie (geb. 6. 6. 1912, gest. 1997) formierten 1929, als Absolventen des Neuen Wiener Konservatoriums, das legendäre Galimir Quartett. Mosco Galimir "nahm aktiven Anteil am Gemeindeleben der Türkisch-Israelitischen Kultusgemeinde, etwa als Mitglied des Vorstandes sowie der Steuerkommission. 1919 gründete er mit dem aus Adrianopel (heute Edirne, Türkei) stammenden späteren Oberrabbiner Dr. Joseph Nissim Ovadia (1890-1942) den Club Union Espanola [Española]. Die Absicht der beiden war nicht nur, ein intellektuelles Klima für Sefarden zu schaffen, sondern auch, mithilfe ihrer spaniolischen Muttersprache den Kontakt mit den Balkangemeinden aufrecht zu erhalten." (...) "Der Club erwarb für seine Vereinsaktivitäten die Casa Sefardi in der Weintraubengasse 9 und veröffentlichte die überwiegend in deutscher Sprache erscheinenden, heute nur in wenigen Bibliotheken vorhandenen Mitteilungen der Union Espanola. Die Casa Sefardi besass eine Bibliothek, über deren Verbleib leider nichts bekannt ist, sowie eine Lesehalle. Sie war nicht nur gesellschaftlicher Treffpunkt, sondern diente den Türken auch für literarische Abende, an denen judenspanische Lieder gesungen und judenspanische Gedichte rezitiert wurden."(...) "Nach dem Tod seiner Frau Elsa im Jahre 1935 liess sich Mosco Galimir mit seiner Tochter Marguerite in Frankreich nieder. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich suchte Galimir im Oktober 1940 beim amerikanischen Konsulat von Bordeaux um eine Ausreise in die USA an. Mit Hilfe eines falschen, vom Konsul Aristides de Sousa Mendes (oder einem Konsulatsbeamten in Hendaye), ausgestellten Pass konnte seine Tochter Marguerite die französische Grenzstadt Hendaye verlassen und ihrem Vater nach Bordeaux folgen. Dort gewährte der Konsul ihr, ihrem Vater und weiteren Flüchtlingen im Konsulat zwei Wochen ein sicheres Versteck vor der französischen Polizei. Im Mai 1941, der Konsul war im Juli 1940 wegen Befehlsverweigerung nach Portugal zurückberufen worden, konnten Mosco Galimir und seine Tochter in die USA ausreisen. Insgesamt hatte der Konsul 2.862 Visa ausgestellt, darunter auch zahlreiche für österreichische Flüchtlinge, so zum Beispiel für Professor Arnold Wiznitzer und das Ehepaar Norbert und Heddy Gingold."(...)
"Mosco Galimir wohnte bis zu seinem Tod im Jahre 1952 in New York, 151 East 90th Street, New York 28, N.Y., der sefardischen Welt bis zuletzt zutiefst verbunden." (Quelle: Michael Halévy: „'Spaniolen, tretet alle der Union bei!' Mosco Galimir und die Wiener Union Española", in: David - Jüdische Kulturzeitschrift, Nr.86, H.9, 2010)
Veröffentlichungen:
"Half a Century of World Travel", 1945.
"Cristobal Colón. The Discoverer of America. His Origin. Other Explorers", New York 1950.
"Proverbios (Refranes) de Sefarditas-Españoles recogidos der MOSCO GALIMIR", New York 1951. |